Implantate sind bei Zahnverlust nicht bloße Lückenfüller, sondern erfüllen die Funktionen echter eigener Zähne. Ein „komplettes“ Gebiss bedeutet normales Kauen, angrenzende Zähne werden geschont, Knochenschwund im Kiefer minimiert. Ob Zahnimplantate eingesetzt werden, steht damit bei den meisten Patienten außer Frage. Anders die Entscheidung beim Werkstoff: Soll es Titan oder lieber Keramik sein? Das kommt ganz darauf an.
„Immer mehr Stimmen aus allen Bereichen der Zahnmedizin und der Wissenschaft werden laut, dass Metall-Implantate durch Keramik-Implantate ersetzt werden sollten. Selbst große Metall-Implantat-Produzenten arbeiten und forschen an Keramik-Implantaten“, erklärt die Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA). Zikonoxidkeramiken sind nun die neuen Hoffnungsträger in der Implantologie, so die DGI.
Was spricht für die relativ junge Keramik, was für das jahrzehntelang erprobte Titan? Zuerst muss man wissen, dass Zahnersatz aus einem „Träger“ besteht, der in den Kieferknochen eingesetzt wird und die Funktion der natürlichen Zahnwurzeln übernimmt. Dieses Implantat kann in Ruhe einheilen und wird nach einigen Monaten mit einer künstlichen Zahnkrone versehen, indem beides mit einem dünnen Gewinde im Inneren miteinander verbunden wird.
Vor-und Nachteile von Titan und Keramik
Welcher Werkstoff zum Einsatz kommt, hängt von objektiven Faktoren und invididuellen Wünschen ab. So weist auch die GZFA und die DGI auf die unübersehbaren Vorteile hin, die das jahrzehntelang erprobte Titan bietet. Implantate aus diesem Metall sind sehr belastungsfähig und gut verträglich: Nach aktuellem Stand der Wissenschaft gilt Titan als besonders biokompatibel und frei von Allergien. Durch seine Gewebeverträglichkeit bildet es in den überaus meisten Fällen eine sichere Verbindung mit dem Kieferknochen und ist nicht nur deshalb das am häufigsten in der Zahnmedizin verwendete Material. Die Stabilität ist hervorragend, was Keramik-Implantate erst noch über Langzeittests beweisen müssen.
Zu Entzündungsreaktionen kommt es nur bei sehr wenigen Patienten – im ebenfalls sehr seltenen Fall, dass sich mikrometerkleine Titanoxid-Teilchen von der Implantat-Oberfläche lösen und um das Implantat herum im Gewebe ablagern. Während das Immunsystem bei der Mehrheit der Patienten diese Partikel ignoriert, kann es bei einigen zu einer Entzündung und im schlimmsten Falle zum Verlust des Implantates kommen. Deshalb bieten wir individuell unseren Patienten die Möglichkeit durch einen Titanstimulationstest oder erweiterten Test (aMMP-8, IL- 1) im Labor prüfen zu lassen, ob und inwieweit Ihre Blutzellen auf Titan-Teilchen reagieren. Bei einem positiven Ergebnis einer Unverträglichkeit empfiehlt sich der Einsatz von Keramik-Implantaten. Selbstverständlich besprechen wir mit Ihnen alle Vor- und Nachteile und beraten Sie umfassend.
Für Titan-Implantate spricht vor allem die Zuverlässigkeit in der Verbindung zwischen Kieferknochen und der Titanoberfläche. Auch die sogenannte Einheilquote ist sehr hoch, das Einwachsen gelingt schneller als mit Keramik-Implantaten. Durch die jahrzehntelange Erfahrung der Zahnmedizin mit dem Material Titan herrscht auch Gewissheit, was die überragende Beständigkeit betrifft.
Dass Keramik-Implantaten die Zukunft gehöre, begründet die GZFA mit überzeugenden Vorteilen. Zwar ist Titan im Vergleich zu anderen Metallen immunologisch gut verträglich, doch winzigste Partikel können in seltenen Fällen ihren Weg in das Gewebe im Umkreis des Implantats finden und dort eine systemische Entzündung bewirken.
Das Ziel sollte es also sein, einen möglichst neutralen Werkstoff zu finden, der vom Körper nicht als Fremdkörper wahrgenommen wird. Heutige Hochleistungskeramiken erfüllen die höchsten Ansprüche: In der Zahnmedizin kommt die noch relativ junge Hightech-Keramik Zirkonoxid zum Einsatz, die zwar längst noch nicht „ausgeforscht“ ist, aber alle Richtlinien in Deutschland, Europa und den USA erfüllt. Sie kommt vor allem für Menschen mit immunologischer Unverträglichkeit in Betracht. Zahnimplantate aus Zirkonoxid weisen eine sehr hohe Biokompatibilität auf und überzeugen durch eine natürliche weiße Farbe. Zudem reagiert das Zahnfleisch auf Zirkonoxid-Implantate sehr gut, und sie sind weniger Plaque-anfällig, was Entzündungen minimiert.
Fazit:
Am Ende hängt die Frage, welcher Werkstoff zum Einsatz kommen soll, an der Individualität eines jeden Patienten – bis hin zum finanziellen Unterschied, der nicht weniger wichtig ist. Da für die Zirkonoxidimplantate noch keine Langzeitergebnisse bzgl. Haltbarkeit vorliegen, muss individuell unter Berücksichtigung aller Faktoren entschieden werden, welches System – Titan- oder Zirkonoxidimplantat – für welchen Patienten die optimale Versorgung darstellt. Deshalb ist es unser Anspruch, Sie umfassend zu beraten und vertrauensvoll auf dem Weg zu dem für Sie perfekten Zahnersatz zu begleiten.